Ein wichtiges Puzzleteil für die Minergie-P-Zertifizierung ist die Komfortlüftung. Sie ist mit einem Kostenanteil von rund 3% an der gesamten Investitionssumme ein wertvoller Bestandteil unserer Haustechnik. Was bringt sie uns?
Was so viel kostet, erfüllt auch viele Zwecke - wie wir gleich sehen werden. Auch wenn die Komfortlüftung einer der umstritteneren Bedingungen des Minergie-Zertifikates ist, dürfte sie auf lange Sicht doch gewinnbringend sein.
- Immer frische Luft: Egal ob die Bewohnerinnen und Bewohner einer Wohnung regelmässig lüften oder nicht, die Raumluft wird mehrmals pro Tag komplett ausgetauscht. Dies führt dazu, dass auch bei der Rückkehr nach einem langen Arbeitstag, während dem zu Hause niemand die Fenster geöffnet hat, der erste Eindruck beim Durchschreiten der Wohnungstür ein angenehmer ist.
- Dem Schimmel wird der Kampf angesagt: In der Mehrheit der Haushalte ist tagsüber niemand mehr zu Hause, der regelmässig stosslüften könnte. Dies wäre 3-4 Mal pro Tag nötig. Unsere hochgedämmte Aussenhaut lässt praktisch keine Luft und schon gar keine Feuchtigkeit nach aussen dringen. Weil aber durch Kochen, Duschen und Ausdünsten viel Wasser in die Raumluft eingebracht wird, würde der Schimmelpilz im Nu wachsen und unsere Bausubstanz angreifen. Wenn unser Haus die nächsten 100 Jahre überleben soll, müssen wir das verhindern. Die Komfortlüftung sorgt dafür, dass keine Pilze wachsen.
- Wir haben eine relativ lärmige Umgebung mit dem Eulachpark - gerade an den Wochenenden dürften viele Besucher den Park bis spät in die Nacht hinein nutzen. Unsere dreifach verglasten Fenster halten den Lärm ausgezeichnet draussen - wenn sie geschlossen sind. Damit wir trotzdem mit frischer Luft gut schlafen können, sorgt die Komfortlüftung auch nachts für genügend Sauerstoff im Schlafzimmer.
- Last but not least: Durch den Wärmetauscher im Lüftungsgerät wird im Winter der Abluft die Wärme entzogen und damit die Frischluft vorgewärmt. Die Heizung muss so weniger arbeiten und wir können Energie sparen.
Gibt es auch Nachteile? Selbstverständlich: Der Ventilator, der Wärmetauscher und die Produktion der regelmässig zu ersetzenden Filtermatten brauchen auch wieder Energie. Ferner müssen die Filtermatten zuverlässig 3x pro Jahr ausgetauscht und das Rohrsystem zyklisch gereinigt werden.
Folgende Fragen werden der Projektleitung zum Thema Lüftung am meisten gestellt:
- Darf ich die Fenster trotz der Lüftung öffnen?
Einfach gesagt: Ja.
Es gibt ein kleines Aber: Im Winter empfehle ich dies zu unterlassen - der Wärmeverlust ist zu gross. Selbst das «kleine Spältli» in der Nacht lässt zu viel kalte Luft in die Wohnung eindringen, als dass dies die Heizung kompensieren könnte. Dies ist auch der Grund, warum Katzenklappen und Kippfenster tabu sind. Bei höheren Aussentemperaturen können die Fenster aber nach Lust und Laune geöffnet werden. Wir haben keine Klimaanlage! Im Hochsommer werden wir die Lüftung so steuern, dass sie in der Nacht die kühle Luft in die Wohnung bringt, tagsüber aber nicht läuft. So bleiben die Wohnungen ein paar Grad kühler. - Zieht es nicht ständig in der Wohnung und höre ich nicht permanent ein Rauschen?
Nein: Die Strömungsgeschwindigkeit der Frischluftzufuhr bzw. der Abluftkanäle ist so klein, dass keine Geräusche entstehen und auch keine Zugserscheinungen auftreten. - Ist die Luft im Winter nicht «furztrocken»?
Leider ja: Weil im Winter die kalte Aussenluft sehr wenig Feuchtigkeit speichern kann, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit beim Erwärmen stark ab. Ein Effekt, der mit der Komfortlüftung akzentuiert wird - sie sorgt ja eben für mehrfachen Luftaustausch pro Tag. Was wir dagegen tun können: Nach dem Duschen die Badzimmertüre öffnen und die Wäsche in der Wohnung an einem Windelständer trocknen lassen. Der sog. Enthalpietauscher der Lüftung kann einen Teil der Raumfeuchte wieder zurückbringen und so die Trockenheit etwas entschärfen. Auch die klassischen Luftbefeuchter können Abhilfe schaffen. - KORREKTUR: Auf Nachfrage beim Lüftungstechniker hin, wurde mir gesagt, dass wir doch keinen Enthalpietauscher haben. Er konnte plausibel erklären, dass dies in unserem Fall nichts bringen würde.
Die folgende Fotostrecke zeigt, wie die Frischluft in die Wohung kommt:
Über diese Metallrohre kommt die Frischluft in die Wohnung bzw. geht die Abluft nach draussen. Für jede Wohnung gibt es somit zwei solche Rohre. Die Frischluft wird in der Fassade angesaugt und gefiltert. Die Abluft geht über das Dach weg. Eine Schall- oder Geruchsübertragung von Wohnung zu Wohnung ist damit ausgeschlossen. |
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In jeder Wohnung gibt es diese metallenen Kästen, die die Luft aus dem Hauptstrang in die einzelnen Räume verteilen. Das tellerartige Gebilde an den Kästen ist eine Serviceöffnung, mit der z.B. eine Reinigung der Kanäle möglich ist. Die blauen Schläuche sind innen übrigens ganz glatt: So entstehen keine Luftzirkulationsgeräusche und es können sich auch keine Staubpartikel, Bakterien oder Keime in den Schläuchen ansammeln. |
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In jedes Zimmer führt ein blauer Schlauch in eine Box, aus der dann die Frischluft einströmt. Die «verbrauchte» Luft verlässt das Zimmer unter der Tür durch und wird in der Nasszelle und in der Küche abgesaugt. Darum haben alle Zimmertüren unten mindestens einen 1cm hohen Spalt zwischen Boden und Türunterkante. | |
So sieht die Austrittsseite der Box im Zimmer aus, wenn alles fertig verputzt ist. Alle Metallrohre, -boxen und Schläuche verschwinden in den Wänden. Die Öffnung mit dem Gitter ist extragross gewählt, damit keine Geräusche beim Lufteintritt entstehen. |